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Inhaltsverzeichnis
- IgG4-Test auf Nahrungsmittel-Unverträglichkeit – Erfahrungen
- Der IgG4-Test ist kein Allergie- Test!
- Was ist ein Allergie-Test?
- Erfahrung mit IgG4-Test aus heilpraktischer Sicht
- Erfahrung mit IgG4-Test aus Sicht der Patienten
- Warum vertragen immer mehr Menschen immer weniger Nahrungsmittel?
- Woher kommen IgG4- Nahrungsmittel- Intoleranzen?
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Reizdarm
- Links zu verwandten Themen
IgG4-Test auf Nahrungsmittel-Unverträglichkeit – Erfahrungen
IgG4-Tests auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten machten in den 2000er Jahren als neuartiges Testverfahren Furore. Es schien der Stein der Weisen zu sein, Unverträglichkeiten auf bestimmte Nahrungsmittel so auf die Spur kommen zu können?
Es wurde die Reaktion des Immunglobulin-G4 = IgG4 im Kontakt mit Nahrungsmittelbestandteile im Blut analysiert. Als Heilpraktikerin war ich nun davon ausgegangen, mit Hilfe eines wissenschaftlich belegtes Analyseverfahrens, bei Reizdarm-Syndrom, Fruktose-Intoleranz, Laktose-Intoleranz etc. gezielt beraten zu können?
Diverse Labors bewarben nun Heilpraktiker- und Arztpraxen, diese Analysen einzusetzen. Es wurden nicht nur Schulungen, sondern teils auch “interessante Gewinnbeteiligungen” am Umsatz angeboten. Kosten, die selbstverständlich die Patienten am ende bezahlten. Auch ich hatte einigen Patienten diese Untersuchung ans Herz gelegt, in der Hoffnung, so besser helfen zu können. Leider erfüllte sich diese Erwartung nicht! Diese Untersuchungen werden auch heute immer noch von Ernährungsberatern, Heilpraktikern und Ärzten angeboten.
Der IgG4-Test ist kein Allergie- Test!
Der IgG4-Test auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten wurde fälschlicherweise auch oft als “Allergie-Test” bezeichnet, was nicht korrekt ist. IgG4-Reaktionen sind KEINE Allergien, sondern bestenfalls, wenn überhaupt ein Hinweis auf eine gewisse Intoleranz, da das Immunsystem auf bestimmte Nahrungsbestandteile reagiert.
Was ist ein Allergie-Test?
Ein Allergie- Test dagegen, bestimmt die Reaktion des Immunglobulin-E – IgE. Der Immunglobulin-E -Wert erhöht sich bei Vorliegen, oder Kontakt mit einem echten Allergen, wie z.B. Hausstaub, Blütenpollen, Nickel, oder Kreuz- Allergenen, etc. Dabei kommt es zu einer Ausschüttung von Histamin aus den eosinophilen Mastzellen. Die Mastzellen sind eine Untergruppierung der weißen Blutkörperchen.
Darin unterscheiden sich IgG-4 und IgG-E voneinander.
Erfahrung mit IgG4-Test aus heilpraktischer Sicht
Die Analyse-Ergebnisse mit bis zu 300 oder 500 Lebensmitteln und Zusätzen war zum Teil recht beeindruckend. Jedoch im Hinblick auf eine nachhaltigen Therapie- Entscheidung relativ wenig aussagefähig. Nach der Begutachtung mehrerer Befunde fiel mir zudem auf, dass meist genau die Lebensmittel positiv testeten, die regelmäßig verzehrt wurden. Dazwischen fanden sich dann einige exotische Substanzen, die man sowieso kaum zu sich nimmt. Welche Relevanz hatte dies also in der Gesamtbetrachtung?
Erfahrung mit IgG4-Test aus Sicht der Patienten
Nun ging es darum die Betroffenen damit zu konfrontieren, dass sie möglicherweise bis zu 30 oder 50 oder gar mehr Lebensmittel aus ihrem Speiseplan streichen sollten? Das ist für Jeden von uns eine riesige Herausforderung. Eine Ernährungsumstellung gemäß der Vorgaben aus dem Test, erfordert viel Aufwand an Umorganisation der Alltagsroutine und der bisherigen Essgewohnheiten.
Fakt war, dass die vorübergehende Karenz, der als “schädlich” getesteten Lebensmittel zwangweise eine Gewichtsabnahme durch den Diäteffekt nach sich zog und auch dadurch der Stoffwechsel entlastet wurde. So ging den Betroffenen vorübergehend wirklich besser. Eine wirkliche “Heilung” war damit jedoch nicht zu erreichen.
Die permanente Beschäftigung mit der Frage “was darf ich essen?” brachte jedoch ein Höchstmaß an Stress für die Betroffenen mit sich. Das kann auf Dauer nicht gesund sein – war meine Überlegung. Es fördert mitunter sogar die Entwicklung von Essstörungen und “Orthorexie” = Die Sucht nach gesunden oder besonderen Lebensmitteln.
Für die seelische Befindlichkeit eines ohnehin “Bauchkranken” sind derartige “Diäten” daher völlig kontraproduktiv, zumal, wie bereits erwähnt, der Test für einen ganzheitlichen Therapieansatz keine schlüssigen Anhaltspunkte lieferte.
Warum vertragen immer mehr Menschen immer weniger Nahrungsmittel?
Tatsache ist, dass sich die Beschwerdebilder rund um Nahrungsmittelverzehr und Verdauungsbeschwerden in zunehmendem Maße häufen; besonders bei Jugendlichen und jüngeren Menschen.
Das “Achselzucken” der Schulmediziner mit der Anmerkung “psychosdomatisch” oder “funktionelle Darmbeschwerden” beziehungsweise “Reizdarm” und dem hilfreichen Tipp: “Machen sie sich weniger Stress!!” führt diese Patienten in meine Naturheilpraxis, weil sie sich nicht ernst genommen fühlen.
Woher kommen IgG4- Nahrungsmittel- Intoleranzen?
IgG4-Nahrungsmittel-Intoleranzen haben sich vermutlich aus unseren Ernährungsgewohnheiten entwickelt? Denn die Ernährungsweise in unserer Gesellschaft hat sich in den letzten 20-30 Jahren sehr verändert. Das ist uns vielleicht gar nicht so wirklich bewusst?
Die Lebensmittelindustrie setzt alles daran, dass wir bereits in jungen Jahren “verlernen” uns einfache und gesunde Gerichte aus frischen, natur belassenen Zutaten zuzubereiten. Das breite Angebot an Fertigprodukten, Convenience-Food, die Verwendung der Mikrowelle, Pizza- und Döner- Buden, McDonalds uvam. sind aus unserem schnelllebigen Alltag nur schwer wegzudenken.
Hinzu kommen eine Vielzahl an Impfungen bereits im Kleinkindalter, der leichtfertige Umgang mit Antibiotika und Kortison sowohl in der Masttierhaltung als auch in der Humanmedizin. Hinzu kommen die Belastungen durch Pflanzenschutzmitteln, die allesamt “antibiotisch” wirken. In der Summe sind das Faktoren, die unserem Bauch und letztlich unserem Immunsystem zusetzen: Wir können es sprichwörtlich nicht mehr verdauen und wir essen uns krank!
Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Reizdarm
Das Thema “Reizdarm” war Anfang der 2000er Jahre noch längst nicht so populär wie in den letzten 5-10 Jahren. Das “Reizdarm-Syndrom” oder “funktionellen Darmbeschwerden” scheinen mir jedoch ebenfalls eine Verlegenheits- Diagnose der Schulmedizin zu sein? Diese Diagnosen treffen nicht den Kern des Problems.
Die Unverträglichkeit bestimmter Nahrungsmittel ist die Folge der Schädigung der Darmschleimhaut. Sie geht einher mit der Verarmung des Mikrobioms und einer Destabilisierung des Darmmilieus. Das führt zur Entwicklung einer gestörten Darmflora und eines irritierten und geschwächten Immunsystems. Untersuchungsreihen mit Labormäusen scheinen dies zu bestätigen. Zahlreichen Zusatzstoffe in der Industrie-Nahrung stehen im Verdacht, unsere Darmschleimhäute krank und Immun-Inkompetent machen. Genau hier kann und muss therapeutisch angesetzt werden!
FAZIT: Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind letztlich hausgemacht, aber die gute Nachricht: bewusstere Ernährung, eine gründliche Darmsanierung, Aktivierung und Stabilisierung des Immunsystems, Aufforstung des Mikrobioms, können das Problem nachhaltig verbessern oder sogar beheben. Dazu braucht es keine teuren Tests!